Wie oben so unten – Yin und Yang

 

Alles in der Natur ist stetem Wandel, beständiger Veränderung unterworfen. (Es wäre doch schade, wenn man beschließen würde, man sei nun perfekt und bräuchte sich nicht mehr zu verändern – weder geistig-mental noch körperlich, oder?)
 Diese Veränderung von der wir hier sprechen vollzieht sich allerdings immer im Bestreben nach optimaler Balance der Kräfte. Sie halten diese Idee für absurd? Nun, nehmen Sie sich beispielsweise ein Physikbuch zur Hand und schauen Sie sich einmal die physikalischen Gesetzmäßigkeiten an. Ein Beispiel: Würden sich die elementaren Kräfte nicht in permanentem Ausgleich befinden, würde das Atommodell nicht funktionieren, Materie würde nicht existieren, Sie würden nicht existieren…

Die Menschheit hat in ihrer gesamten Entwicklung, in dem Bemühen nach Verstehen und damit verbundener Sicherheit, versucht Ordungsmuster in den Dinge zu erkennen und bildhaft darzustellen. Eins der bekanntesten Muster ist das Yin-Yang-Symbol, auch Taiji (sprich: Tai-dschi) oder „das höchste Prinzip“ genannt.

Können Sie sich einen Tag ohne Nacht vorstellen? Hitze ohne Kälte? Oben ohne Unten? Mann ohne Frau? Sicherlich nicht. Sie erkennen einen Zustand, weil Sie auch seinen Gegenpart kennen. Sie wissen, dass Sie schlafen, weil es auch ein Wachen gibt, Sie wissen, dass Sie eine Frau oder ein Mann sind, weil es ein Pendant gibt.

Nach Vorstellung der chinesischen Philosophie – und damit ist sie gar nicht weit von anderen Ansätzen entfernt die auf unserer Erde in der Menschheitsgeschichte entstanden sind, gab zu Beginn aller Zeiten das Wuji, das ruhende Nichts.

Aus diesem Nichts entstanden die zwei Erscheinungsformen Yin und Yang, zwei sich ergänzende dynamische Kräfte. Das Wechselspiel der beiden Kräfte bringt alle Erscheinungsformen hervor und ihr Miteinander bewirkt die Harmonie und Schönheit des Seins.

Beide Zustände ergänzen und bedingen sich. Die Gewichtung der Anteile ist unterschiedlich, so wie in der Natur, ja in allem um uns herum, die Zustände fließend sind. Ein einfaches Beispiel: Wenn der Tag zur Neige geht, geschieht dies nicht abrupt sondern fließend. Der Tag geht über die Dämmerung zur Nacht über. Ist die Nacht am tiefsten wechselt sie allmählich zum Tagesanbruch und zum Tag und so fort. So enthalten Yin und Yang am Punkt der maximalen Ausdehnung immer einen Anteil der sie ergänzenden Eigenschaft.

Das Muster von Yin und Yang findet sich immer und überall. Yin bezeichnet die nach innen und nach unten gerichtete Energie und symbolisiert u.a. das Dunkle und Passive, die Erde mit ihrer nach innen gerichteten Anziehungskraft. Yin wird bildhaft auch häufig als die Schattenseite eines Daches dargestellt.

Yang bezeichnet die nach außen und nach oben gerichtete Energie. Es symbolisiert u.a. das Helle und Aktive den Himmel mit seiner Ausdehnung. Yang wird bildhaft auch häufig als die Sonnenseite eines Daches dargestellt. Beide Kräfte werden, um bei diesem Bild zu bleiben, vom (obersten) Firstbalken im Gleichgewicht gehalten.

Vereinfacht kann man sagen: Yin zieht alles zur Erde bzw. in das Dunkle hinein, und Yang leitet alles in das Helle, in Richtung Himmel. Doch bedenken Sie, dass Yin auch immer einen Anteil Yang und Yang auch immer einen Anteil Yin hat. Das eine kann fließend aus dem anderen enstehen. Das sind die Erscheinungsformen und ihre Wandlungen.