Die 3 Schätze des Lebens
Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile. Neben der tibetischen Medizin ist die chinesische Heilkunde in ihrer ursprünglichen Form und zu weiten Teilen in ihrer Fortführung, der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eins der komplexesten Heilsysteme der Menschheit. Eng verbunden mit der Philosophie und religiösen Einflüssen hat sich über Tausende von Jahren ein enormes Verständnis über Zusammenhänge und Wirken im Innen und Außen entwickelt. Auch wenn die Entwicklung des chinesischen Heilsystems, wie aller Systeme, vor dem Hintergrund der Geschichte und dem Ort des Entstehens gesehen werden muss, ist doch ein recht schlüssiges Konzept entstanden, dass den Menschen in seiner Gesamtheit versteht.
Zwei tragende Konzept der chinesischen Heilkunde finden sich im Prinzip von Yin und Yang und dem Verständnis des Lebens, dessen zentraler Begriff das Qi, die Vitalkraft darstellt.
Drei Schätze – Leben in Harmonie
Drei Schätze sind es, die wir Menschen mit auf unseren Lebensweg bekommen: Jing (sprich: Dsching), Qi (sprich: Tschi) und Shen. Auf diese drei Schätze sollten wir besonders achten und sie wahren. Ich möchte versuchen, Ihnen im Folgenden dieses Konzept in vereinfachter Weise nahe zu bringen. Je besser man den Ansatz der Chinesischen Medizin versteht, desto eher wird man verstehen, dass es sich hier nicht um exotische Ethno-Medizin handelt, sondern um ein Gesundheitssystem mit einem hohen Bezug zur eigenen Persönlichkeit und gesundheitlichen Verantwortung.
Aus dem was wir von unseren Eltern vor der Geburt mit auf den Weg bekommen, resultiert das Jing. Man könnte es auch als konstitutionelle Kraft bezeichnen. Diese Kraft bildet das Fundament unseres Lebens. Auf dieses Fundament bauen wir unser gesamtes Leben. Im Jing drückt sich unsere Vitalität und Widerstandskraft aus. Jing nimmt im Laufe des Lebens ab, deshalb sollte man diese Kraft besonders schützen.
Qi, der zweite Schatz, stellt unsere Vitalkraft dar. Qi durchströmt, nach chinesischer Vorstellung, alle Erscheinungsformen. Qi lässt sich nicht übersetzen, wenngleich es in allen Kulturen eine ähnliche Vorstellung von Lebensenergie gab und gibt. Ob das indische Prana, das japanische Ki, der Äther der alten Griechen oder der Odem unserer Vorfahren: Leben ist nur möglich mit einer alles durchdringenden vitalisierenden „Energie“. Es ist die aktive Energie, die sich in Bewegung, Gefühl und allen Lebensfunktionen ausdrückt. Menschen, Pflanzen, Mineralien – alle und alles sind von Qi durchströmt. Durch die Nahrung und durch die Atmung nehmen wir das Qi der Natur auf, unser Körper wandelt es um in die Vitalkraft, die wir zum Leben benötigen. Qi fördert und stützt das Jing.
Je reiner das Qi das wir aufnehmen, desto gesünder sind wir. Je freier und ungehinderter das Qi fließt, desto vitaler sind wir.
Der dritte Schatz, den es zu wahren gilt, ist das Shen. Shen stellt, wiederum vereinfacht ausgedrückt, die psychische, geistig-mentale aber auch spirituelle Kraft dar, die uns innewohnt. Sie drückt sich in unserer Persönlichkeit und in unseren geistigen Aktivitäten aus. Ist das Shen stabil, drückt sich das in geistiger Klarheit, angenehmer persönlicher Ausstrahlung und spiritueller Tiefe aus.
(Quelle: Siegbert Engel, Einfach Qi Gong – Übungen für jeden Tag, Das Praxisbuch, Gräfe und Unzer)