Der Fluss des Lebens
Vielleicht haben Sie schon einmal etwas über die chinesische Akupunktur gelesen oder eigene Erfahrungen damit gemacht. Auch ihr liegt das Wissen zugrunde, über das wir hier reden.
Weiter oben haben wir bereits das Qi als elementare Vitalkraft angesprochen: Qi zirkuliert im menschlichen Körper durch so genannte Meridiane, netzartig verbundene Leitbahnen, die das Qi in alle Bereiche transportiert. Stellen Sie sich die Meridiane vor wie ein riesiges, komplexes Bewässerungssystem in einem paradiesischen Garten. Wenn das Wasser beständig mit konstantem Druck fließt werden alle Teile gleichmäßig bewässert. Alles in unserem Garten wächst und gedeiht. Yin und Yang sind im Gleichgewicht.
Unterbrechen Sie den Fluss des Wassers, durch einen Knick oder Riss im Schlauch, wird das Folgen für den gesamten Garten haben. Bei einem Knick staut sich das Wasser vor dem Knick, dahinter kommt es zum Erliegen, mit der Folge, dass unser kleines Paradies auf der einen Seite vertrocknet und auf der anderen Seite unter Umständen überflutet wird. Übertragen wird diese Situation auf unsere Vitalkraft: Wird das Qi an irgend einer Stelle in seinem gleichmäßigen Fluss behindert, durch innere oder äußere Ursachen, kommt letztendlich das gesamte System aus dem Gleichgewicht. Aufgabe eines Akupunkteurs beispielsweise ist es nun, die Ursache für das Ungleichgewicht zu finden und die Balance durch gezieltes Setzen von Nadeln wieder herzustellen.
Andere Methoden dieses sensible Gleichgewicht wieder herzustellen sind Tui Na, die chinesische (Druckpunkt-) Massage, Kräutertherapie oder Qigong (sprich: Tschi Gung), eine sanfte und wirkungsvolle Methode, die Aufmerksamkeit, Atmung und Bewegung auf ideale Weise verbindet.
Qi ist für Asiaten, also mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, kein abstrakter Begriff, sondern Grundlage der Existenz. Qi wird genau so wenig in Frage gestellt, wie wir, Sie und ich, die Existenz von Sauerstoff in Frage stellen würden.
(Quelle: Siegbert Engel, Einfach Qi Gong – Übungen für jeden Tag, Das Praxisbuch, Gräfe und Unzer)